"Guten Tag, ich grüße alle Anwesenden hier. Ich möchte mich zunächst kurz vorstellen: Mein Name ist Burkhard Tomm-Bub und ich bin Sozialarbeiter. Jedoch bin ich auch Staatlich anerkannter Erzieher und Magister der Erziehungswissenschaft. Und weiterhin bin ich seit über 20 Jahren trockener Alkoholiker - und aktuell auch Krebspatient. Anhand meiner beruflichen und persönlichen Erfahrungen weiß ich demnach ganz genau wie elementar wichtig, ja überlebenswichtig qualifizierte Beratung und angemessene Hilfen sind. Es gibt in der Tat Alternativen zu einer nicht ausreichenden, zu einer mangelhaften Bereitstellung von Beratungsstellen. Diese Alternativen heißen: Eine erhöhte Anzahl an Selbstmorden. Eine steigende Zahl psychischer Erkrankungen. Ein Ansteigen von Kriminalität und sozialem Unfrieden. Eine wachsende Zahl von Kindern in Erziehungsheimen. Und einiges mehr. Einen gewissen Anteil in einigen der Problemfelder können hier Selbsthilfegruppen "auffangen" - doch das tun sie ja bereits jetzt schon. Unverzichtbar ist aber darüber hinaus ein stabiles und zu mindestens ausreichendes Netz an qualifizierten Beratungsstellen unterschiedlicher Art, um Leben zu retten und Leben zu erhalten! Kann denn wirklich auch nur irgendjemand glauben, er könne Gelder einsparen, über den nächsten Jahreshaushalt, über die nächste Wahlperiode hinaus, durch die Abschaffung, durch das "Herunterfahren", durch die Schließung von Beratungsstellen?! Das Gegenteil - ist mit Sicherheit der Fall! Und NEIN: es ist NICHT "weit hergeholt" und es ist NICHT "ohne Zusammenhang" in diesem Kontext an hunderte Millionen Euro zu erinnern, die anderswo zur Rettung von Banken und Finanzsystemen verschleudert werden, oder die bei schlampigen Drohnengeschäften in den Wind geschossen werden! Eine Investition in Beratungsstellen ist eine Investition in die Gesundheit, das Leben und die Zukunft von Menschen! Und wenn derlei heute nichts mehr gilt - wenn es wirklich nichts mehr gilt: dann sollte man aber klar sehen, dass es auch eine volkswirtschaftlich sinnvolle Sache ist. Der potentielle Selbstmörder: er könnte nach einiger Zeit wieder - und das für etliche Jahre - zum Bruttosozialprodukt beitragen. Weniger stark steigende psychische Erkrankungen entlasten das Gesundheitswesen. Weniger Kriminalität rechnet sich gleich in mehrfacher Hinsicht, was offenkundig sein dürfte. Und jedes Kind weniger in einem Erziehungsheim spart zu mindestens viele hundert Euro im Monat. Daher: rettet Leben! Es lohnt sich! ... Ich wurde gebeten auch zum Thema „Die Verantwortung der Stadt und des Kreises zur Vorhaltung von Beratungsangeboten im Suchtkrankenbereich“ etwas zu sagen. Ich kann nun aber weder für die Stadt, noch den Kreis sprechen und ich bin auch kein Rechtsexperte. Einiger Dinge bin ich mir aber gewiss. Der Staat, die Bundesrepublik, das Land, der Kreis und die Stadt - sie alle sind nicht die Arbeitgeber und sie sind nicht die Herrscher über die Bevölkerung. Sie sind ihre Diener. In einem demokratischen Staat wie dem unseren haben sich Bürgerinnen und Bürger zusammen geschlossen und die Politik beauftragt bestmöglich für das Wohl aller Menschen zu sorgen. Und dies gilt in ganz besonderem Maße für die Schwächeren und die zeitweise hilfebedürftigen Menschen. Sie dürfen nicht im Stich gelassen werden. Niemals! Nach meinen bescheidenen Rechtskenntnissen ist es so, dass es begrüßenswert ist, wenn Freie Träger Aufgaben der Beratung wahrnehmen. Wenn sie dies können und wollen, hat der Staat sogar zwingend zurück zu treten, dies ist das so genannte Subsidiaritätsprinzip. Kann oder möchte dies jedoch an einigen Orten kein Freier Träger (wie etwa die Diakonie) tun - so steht, natürlich, die "Öffentliche Hand" in der Pflicht. Dies ist für mich eine absolut logische Schlussfolgerung - und Hinweise darauf finden sich im SGB an verschiedensten Stellen der Sozialgesetzbücher. Dies kann jedoch ein Jurist sicherlich besser als ich erklären. Dank für Ihre, Dank für Eure Aufmerksamkeit!" *******